Schornbach 878
Mahlmühlinzinß
Mit dem wasser/ so zu der Mühlin gehört/ und
mit der Wässerung von wegen der anstossenden Wisen
Im Braunen und Piettenrain genannt / wie auß nach-
-foldendem Urteilbrieff / der in originali bey deß Mül-
-lers Handen ist / zu vernemmen / wörttlich also lauten-
-de:
Zu wissen und kund gethan seyr allermoniglich
mit disem Briefe, alß sich Spänn und Irrungen er-
-halten haben zwischen Jacob Bürckenmayern, Schultheißen,
Michel Scherckhelern, Martin Scherkhelern, Jacob Kremern
Veit Kremern, allen zu Schornbach, an ainem: und
Lentz Beutteln, Müllern daselbst, am anderen Theile, von we-
-gen einer Wässerung im Braunen und Piettenrain genannt,
dass nämlich gedachter Jacob Bürckenmayer und seine con-
-sorten, wie die mit nahmen oben geschriben standen, sich
ob dem Müller beklagen thäten, Wiewol Je und allerwegen
ein Wässerung im Braunen und Piettenrain gewesen, so
understuende sich doch Lentz Beuttel Ihnen daran Hin-
-derung zu thun, wöllt Ihnen daas Wasser keinsweges,
wie von alter herkommen, uff Ihre Güter lauffen lassen,
besonder alles allein zu seiner Mühlin haben und
brauchen. Aber dargegen benannter Lentz Beuttel
anzeigt, wie daß er der Herrschaft Würtemberg
uff seine Mühlin schwere Zinss und Gültten raichen
mußte , und so gemeldte Wässerung Je fürgehen und
zugelassen würde dadurch Unserem gnädigen Für-
-sten und Herren sein Zinsguth umb ein merklichs geschwächt
darumb er der Hoffnung wäre, daß sollich Wasser allein
uff sein Mühlin laufen und keinsweges zur Wässe-
-rung uff die Güther gebraucht werden sollt. Und nun
beede obernannte Partheyen sollichs Ihres Spanns halber
für die Edlen Vesten, auch Ehrenhafften und Fürnehmen
Bernhard von Sachsenheim, Ober: und Marx Schmid-
-lappen, Undervogt zu Schorndorff kommen, und sie
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gebetten, den Spann uff dem Boden und augenschein
Zubesichtigen, folgendes der billichkeit nach entscheide Zugeben
weß Jedertheil hierinnen fug und macht hette. Welche Je 3
-gemeldte Ober= und Undervögt uff sollich der Partheyen
bitt und ansuchen uff den Spann und augenschein in ge-
-genwertigkeit beeder Partheyen erschienen, und der
Sach zu fürderung und gutem, mit beeder Theil wissen,
und verwilligen, zu Ihnen erwählt und gezogen die
Ehrbaren, Peter Köllin des Gerichts, und Meister Simon
Müllern, Werckmeister zu Schorndorff, auch also uff
dem augenschein beede obgenannte Partheyen genügsam
und nach notturft verhört, die ungefarlich auff meinung-
-en, wie im eingang hieoben begriffen steht, fürgebracht
und darauff die Sach zu der obgemeldeten vier Personen
gütlichem Uffspruch und entschaide gesetzt; Daß
Demnach und auff alles beeder Theil fürbringen und
hindersetzen mehrgedachte Ober= und Undervogt, neben
und mit den Vorgemeldten Zweyen Personen, so Sie alß
obsteht in dieser Sach zu Ihnen gezogen, in der gütlin
also erkennt, gesprochen und entschaiden haben, Daß
das Spännig wasser für und für durch das gantz
Jahr uff die Mühlin lauffen, und von niemanden
auffgehalten werden, allein Ussgenommen Woch-
-enlich am Sambstag, so man Feirabend leu-
-thet sollen und mögen die Anstösser sollich Wasser
uff Ihre Güther richten, und wässern biß Sonn-
-tag hernach umb Zwey uhren Nachmittag, doch
mit dem anhang, und bescheidenheit, welcher das
wasser also vorgedachte Zeit gebraucht, der solle
dasselbig, den nechsten und ohne ainich vorziehen,
wiederumb auff die Mühlin laiten, und da ai-
-ner oder mehr daran säumig, der Jeder soll
Jedesmahles Zehen Schilling Heller zu Straff ver-
-fallen seyn, auch ein Jeder der sich solcher wäs-
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Mahlmühlinzinß
-serung gebraucht, den Kosten uff disen Vertrag
gelauffen, helffen tragen, und damit beede ob-
-genannten Partheyen für sich, Ihre Erben und Nach-
-kommen, berührts Spannshalber miteinander gänzlich
und endlich vertragen seyn und bleiben, wie Sie dann
beiderseitz, weß Sie durch offtgenannte Vier
Vertragsmänner entschaiden würden, darbey Unge
-weigert zu bleiben und solches also zu halten dem Herrn
Undervogt obgemelt zuvor in seine Hand angelobte
Dises Spruchs und Entscheids gedachten Jacob Bürck-
-enmayer und seine consorten, wie die mit nahmen
obgeschrieben standen, briefflich und besigelt Schein
und Urkundt begehrt, die Ihnen zu geben bewilligt.
Darumb und deß alles zu wahrem und vestem Ur-
-kundt haben ob bemeldte Ober= und Undervogt,
von Ihr und der anderen Zweyen Vertragbruch
wegen, Ihre angeborne und aigen Insigel, doch Ih-
-nen auch den anderen Vertragsleuthen, und Ihre
aller Erben ohne schaden, offentlich an disem Brieff
thun hencken, der geben ist uff Mitewoch, nach
dem Sontag cantate, alß man von der
geburt christi, unseres Liebsten Herrens und
Heylands zahlt Tausendt, fünffhundert
fünffzig und viere Jahre.
Summa Verse.
Zeilen- wort- und buchstabengerecht
übertragen aus den Dokumenten 878, 879 und 880
(Signatur H 101/51 Bd. 54 von 2013)
des Landesarchivs Baden-Württemberg
von
Roland Schemel am 29.11.2013
(Lesehilfe: Spann, pl. Spänn = Spannungen, Streit;
follichs = folgendes oder wegen;
Die Edlen Vesten = Die Edlen Starken, Beständigen)