Das Haus des Lebens

2300 Meter sind für ein Gebirge eigentlich nicht sehr hoch; aber so direkt aus dem Meer aufsteigend sind schon ein paar hundert Meter ganz gigantisch. Wie zum Beispiel bei Los Gigantes an der Südost-Spitze Teneriffas das wilde Teno-Gebirge mit seinen malerischen Schluchten. Dort im Tal von Masca liegt die Mutter aller Schluchten mit steil aufragenden, schwarzen, bizarr geformten Nadeln und gewaltigen, fast senkrechten Hängen auf denen auf winzigen Felsbalkonen rotfrüchtige Kakteen, Feigen, weiß- und rosablühender Oleander und Palmen in unterschiedlichen Höhen aus dem Vulkangestein wachsen. Mitten in der Masca-Schlucht ragt eine Felsspitze mit einem schmalen Felsgrat empor. Dort stehen rund ein Dutzend Häuser, mit endlosen Treppen verbunden, Stein auf Stein errichtet, mit polierten, dunklen, geschnitzten Holztüren, geländerumsäumten Balkonen und fast übereinander hängenden Terrassen mit bunt blühenden Sträuchern und Bäumen. Besonders kurz vor Sonnenuntergang, wenn die letzten Stahlen durch die schmale Lücke vom weit, weit unten liegenden Meer gespiegelt endlich das ganze Tal ausleuchten, erst dann, oder dann besonders, sieht man wie bunt die Düsternis der schwarzen Berge sein kann. Das ferne Meer leuchtet, gleißt unerträglich hell durch den Felsspalt und macht das Fotografieren in dieser Richtung fast unmöglich. So erging es auch Bebe, der eigentlich Carlos Barnas Ruiz hieß, von seiner Frau Marcia aber immer Bebe gerufen wurde. Als er damals diesen wunderbaren, strahlenden Ausblick fotografieren wollte, gab es die heutige, zwar schmale aber ganz neue Asphaltstraße nach Masca noch nicht. Nur mit dem Geländewagen konnten mutige Touristen noch in den 80er Jahren dorthin gelangen und manch rostiges Autowrack in den Schluchten zeugt heute noch von fehlgeschlagenen Versuchen. Aber Carlos war mutig, was man ihm gar nicht so ohne weiteres ansah mit seinem runden Kopf und Bärtchen und seiner dazu passenden, runden Figur erschien er eher als Genießer der Viel und Gut dem Wenig und Schlecht vorzog, Essen, Trinken und Liebe besonders betreffend und seiner großen Leidenschaft, dem Fotografieren; was unsere Geschichte im übrigen ja auch erst möglich machte. Seine Frau Marcia war ihm, außer beim Fotografieren, in allem ähnlich, teilte seine Vorliebe für viel und gutes Essen, Trinken und Liebe und war auch, nicht mal als Kompliment als schlank zu bezeichnen. Aber kommen wir zurück zum Fotografieren. Genau von vorn durch den Felsspalt kam das Licht. Gegenlicht nennen das die Fotografen. Alles beleuchtend, ausleuchtend und zum Glitzern bringend. Vor sich die spitze Felszacke mit einigen angeklebten Häusern, suchte Carlos treppauf, treppab einen ganz optimalen Standpunkt für seine Fotos zu finden, ging dabei rückwärts durch einen Terrassengarten, bis vor die Tür, drehte dieser den Rücken, fand die Stelle superb, machte wiederholt „Klick“ und erschrak fürchterlich als er direkt neben sich die dunkle Stimme hörte:“Auf Sie habe ich gewartet!“ Marcia, die ihm gefolgt und schon die ganze Zeit versucht hatte ihn zu warnen, dass da jemand sei, die er aber völlig übersehen hatte, sagte höflich:“Buenas Dias!“ Er nickte, dachte nach und sagte dann: „Wieso?“ zu dem in der Tür Stehenden. Einem Jungen Mann, Mitte dreißig vielleicht zu dem die dunkle, raue, etwas zittrige Stimme gar nicht recht passen wollte. „ Nun ich möchte ihnen mein Haus schenken!“ „?“ „?“ Auch Marcia, die sonst immer zu allem etwas zu sagen hatte, blieb stumm. Und nach einiger Zeit sagte Carlos zum zweiten Mal:“Warum?“ Mit einem müden Lächeln und einer Handbewegung lud er sie ein einzutreten. Innen war das Haus viel größer als es von außen wirkte und wie sie später feststellten war es zweistöckig, oben zurückgesetzt eine große Terrasse bildend und im hinteren Teil meterweit in den Berg gegraben, dabei geschickt die harten und weichen Schichten der Lava als Felsdecken und Böden nutzend, die dazwischen liegenden Schichten aus Tuff und Kies ausgeräumt und so Platz für Zimmer schaffend sogar mit einigen runden Fenstern durch die abends strahlend die tiefstehende Sonne schien. Aber noch immer stand das „Warum“ zwischen den Dreien. „Seit 92 Jahren lebe ich jetzt hier“, begann er, „Äh“ meinte Carlos „ihre Eltern, oder Großeltern?“ Er lächelte nur wieder müde, sagte nichts dazu, erzählte weiter: „Damals bekamen Clara und ich…“ und hier unterbrach er sich selbst, – erklärte uns, dass Clara seine Frau war und er sei Miguel, der Bauer. Damals waren sie gerade 20 Jahre alt und jung vermählt und bekamen also das Haus geschenkt. „Ganz umsonst, von einem wildfremden Mann bekamen wir, die Besucher, dieses Haus geschenkt, nur gegen ein Versprechen. Und gegen dieses Versprechen.., er sagte nicht Versprechen, er sagte `Versprechen wie ein Schwur’, also dafür bekamen wir ALLES hier und dafür werden auch Sie alles bekommen!“ Eine Pause trat ein. Wir warteten, dass er etwas erklären werde dazu. Manchmal ist warten besser als fragen fühlten wir. Endlich sagte er:“Das Versprechen, das Geheimnis des Hauses niemandem, auch den eigenen Verwandten nicht, weiterzusagen“. Ersagte nicht „verraten“ und er sagte nicht „schwören“ aber er meinte es so und wir verstanden es auch so. Natürlich dachte wir sofort an die „Leichen im Keller“ oder den Hausgeist beim Wort „Geheimnis“. Viel wollte er uns nicht sagen dazu, bevor wir versprochen hatten…“Nein, ein Verbrechen ist nicht damit verbunden, auch kein Reichtum den man ausgraben oder mitnehmen könnte“ und gefährlich sei es auch nicht „jedenfalls nicht gefährlicher als das Leben selbst“. Mehr wollte er auf unsere Fragen nicht sagen. „Zu was nutzt denn dann das Geheimnis?“ fragte Marcia. Lange schaut er in die Ferne, lächelte wieder sein müdes Lächeln, sagt:“Ja,- zu was?“ machte eine Pause „..aber es lässt einen nicht mehr los!“ und Carlos stellte sofort die naheliegende Frage:“Warum wollen Sie es dann verschenken?“ – „Ja, seit 92 Jahren wollten wir nicht fort..“ da war es wieder, dieses 92-Jahre-Wort. Hatten sie sich verhört? Manchmal ist der kanarische Dialekt ziemlich verschieden dem ihrigen, aber sie unterbrachen ihn nicht, „…aber seit drei Jahren vermisse ich Clara.“ „ Oh, ist sie gestoben. Das tut uns leid!“ „Ja, wenn ich das wüsste. Plötzlich war sie weg. Kein Zettel, kein Gruß, kein Hinweis und seit drei Jahren hat sie niemand mehr gesehen. In keinem Krankenhaus, bei der Polizei, kein unbekannter Leichnam, einfach verschwunden. Seit drei Jahren suche ich sie jetzt hier..“ er stockt „..im Haus“. Wir sehen uns verstohlen an „..aber nirgends ist sie zu finden. Und vor einer Woche habe ich mich entschlossen, dem nächsten der vor meiner Tür steht das Haus zu schenken und sie zu suchen oder doch Gewissheit zu bekommen“. Nun, die Nächsten waren wir, wollten zwar nicht in sein Haus, standen aber vor der Tür und versprochen ist versprochen. Also versprachen auch wir, wie ein Schwur versprachen wir das Geheimnis zu wahren was immer es auch sei.- Und damit schlüpfe ich in unserer Geschichte für ein Weilchen in Carlos Gestalt,-..denke, als Carlos, „..wenn uns das Haus und das `Geheimnis’ stört können wir es ja auch wieder weiter verschenken und vielleicht…und überhaupt, erst mal sehen, on verra..“ und da Marcia ähnlich dachte, sie denkt immer ähnlich in solchen Dingen, stimmten wir zu, wurden Besitzer des Hauses, fuhren mit Miguel dem Bauern ins ferne Santa Cruz zum Advokaten. Er kam nur noch einmal mit uns zurück um uns zu zeigen wie die Tür im Berg zu öffnen sei, nahm seinen kleinen Koffer mit Habseligkeiten und verschwand ohne eine Adresse zu hinterlassen. „Wenn was ist, weiß ich ja Eure Adresse“, meinte er. Wir sahen ihn nie wieder. Er hatte uns nur, fast nebenbei gezeigt wie die massiv wirkende Holzwand im hintersten „Bergzimmer“ nach unten zu klappen war. Etwa ab Hüfthöhe bis oben zur felsglatten Decke ließ sich der obere Teil der Wand in den Raum nach unten schräg hineinklappen, bildete so eine Rampe die als Stufen mit groben Leisten belegt war. Gebückt musste man zwei Schritte knapp unter der Felsdecke hindurch gehen, sich quasi damit vor dem Kommenden verneigen, dann rechts rum und der Boden fiel sanft ab und die Decke wölbte sich nach oben zu einem hausgroßen, fast kugelrundem Gewölbe. Als wir mit Miguel das erstemal hier herein schauten war es frühmorgens. Durch die kleinen, gezackten, wie Gitter wirkenden Felsöffnungen fiel nur mattes, nebliges Licht. Nun ja, dachten wir, das also ist es, schön, schön, viel Lärm um nichts, sagten aber nichts denn einem geschenkten Gaul…na du weißt schon. Heute war das ganz anders. Später Nachmittag war es und das ganze Tal wurde von der dicht über dem Meer stehenden Sonne beschienen und in dem Gewölbe war es hell, hell erleuchtet durch das große „Fenster“ in dieser Richtung. Der See am Grunde der Kugel leuchtete hellgrün wie helles Glas denn die Kugel war an vielen Stellen mit Olivinkristallen überzogen. Das Abendlicht zeigte uns jetzt die ganze Schönheit dieses Ortes denn nach dem ersten See gab es einen zweiten, flacher, größer noch und dunkler, ohne eigenes Fenster aber erhellt durch den Blick auf das dritte Gewölbe mit dem dritten See, dem Schönsten. Dem folgte zwar noch ein viertes Gewölbe, aber dessen See war klein, kaum 5 Schritte im Durchmesser. Die dritte Grotte war ein Naturwunder. Fast eine genaue Kugel mit glatten Wänden und drei Schloten, wenn man etwas so schönes mit diesem Namen belegen will. Sie waren kristallgrün schimmernd, olivinbelegt und spiegelten und brachen tausendfach das helle Sonnenlicht. Der Grund der Kugel war marmorweiß und ein schwarzer Steinsteg führte oben vom Eingang, also vom zweiten Gewölbe sanft hinab ins Wasser und weiter bis zum Grund die ganze Kugel in zwei Hälften teilend. An diesem Tag badeten wir noch nicht. Das Wasser war gutes Süßwasser mit leichtem Eisengeschmack. Am nächsten Abend badeten wir. Das Wasser war angenehm kühl und mild, prickelte auf der Haut und belebte ganz ungemein. Nie vorher sah Marcia schöner aus und begehrenswerter und die Liebe und das Essen und der Wein schmeckten uns wie niemals zuvor. Richtig verjüngt fühlten wir uns und das tägliche Bad wurde zum Ritual. – Na ja, irgendwann war ihr Urlaub vorbei und sie mussten zurück nach Tarragona- und damit gebe ich ihnen wieder ihre Gestalt zurück. Carlos musste noch eine ganze Menge italienische Autos an seine Landsleute verkaufen, bis er pensioniert wurde. Jedes Jahr verbrachten sie die Ferien und alle Feiertage in ihrem neuen Haus und all ihre Freunde versicherten ihnen, dass sie jung und blendend aussähen und als sie dann als Rentner ständig dort wohnten merkten sie es selbst, das Klima bekam ihnen, und das Baden, die Liebe und das Essen und der Wein. Sie fühlten sich jung und blieben es, auch wenn man die Fotos von damals vergleicht. Als sie dort sesshaft wurden lernten sie auch die Nachbarn besser kennen die ihnen sagten, dass im Volksmund ihr Haus „das Haus des Lebens“ genannt würde, dort noch nie jemand gestorben sei, alle immer ein langes Leben gehabt und, von Unfällen abgesehen, gesund und jung gewesen wären. Sie freuten sich über ihr Haus des Lebens, ihr seltsames Geschenk und hüteten wohl sein Geheimnis. So hätte es bleiben können wenn Carlos kein Fotograf gewesen wäre. Gut, dann hätte er ja auch das Haus gar nicht erst bekommen, ja gut, aber dann auch nicht wieder….Aber eins nach dem Anderen. Er fotografierte noch mehr, seit er in Rente war, hatte ja auch mehr Zeit und ringsherum die herrlichsten Motive. Bald machte er sich einen Namen als der „Bergfotograf“. Seine Bilder wurden in Zeitungen und Fotobüchern über das Tenogebirge veröffentlicht bis eines in einem berühmten New Yorker Fotomagazin erschien. Die USA sind weit weg, dachte er als er es einschickte; aber es gewann einen Preis, wurde in Fotografenkreisen bekannt und zeigte das wunderschöne Licht im wunderschönen dritten Bad, dieses glitzernde olivingrün, den marmorweißen See und den schwarzen Steg. Toll, sagten alle die das Foto sahen: „Wo war denn das?“. Dazu schwieg er natürlich. Aber als ein bekannter Kunstkritiker infrage stellte ob es das Motiv so überhaupt gäbe und ob der „Künstler“ – und die Gänsefüßchen ärgerten ihn besonders- ob er also überhaupt das Foto so gemacht oder einfach am Computer digital hingetrickst hätte, ja da sah er sich zu einem Beweis gezwungen. Größte Vorsicht ließ er walten, lud den Kritiker und den Redakteur zu sich ein, in sein Haus, verband ihnen die Augen, setzte sie ins Auto – die Straße war vor einigen Jahren völlig neu ausgebaut worden- er fuhr also mit ihnen nach oben zum Pass in Richtung Santiago del Teide wendete dort, was im Hinblick auf die vielen Serpentinen keinem der beiden auffiel, und fuhr wieder zurück in sein Haus, führte sie über die Klappwand in die Kavernen und erst am dritten See nahm er ihnen die Binden ab. Sie staunten über die Naturschönheit, entschuldigten sich mehrmals ob ihres Misstrauens und nach einiger Zeit fuhr er sie wieder augenverbunden auf dieselbe Weise hoch zum Pass und zurück zum Haus. Er war sicher sie hatten den Trick nicht bemerkt, vermuteten die Grotten irgendwo im Nachbartal. Aber Journalisten sind erfindungsreich. Eine solche Geschichte so geheimnisvoll arrangiert lässt man sich doch nicht entgehen. Der Redakteur fragte also in den nächsten Tagen alle und jeden ob er schon mal von den wunderschönen Grotten gehört hätte. Niemand hatte, auch nicht im Nachbartal Richtung Santiago die Teide oder im Nachbartal Richtung Buonavista. Wieso kannte das denn niemand? So ein Weltwunder müsste sich doch herumsprechen. Einige tausend Peseten weiter fand er einen Nachbar der ihre Fahrt beobachtet und sich gewundert hatte, dass Carlos so kurz nacheinander mit den Fremden zweimal weggefahren und gleich darauf wiedergekommen war. Das Geheimnis war gelüftet. Andere Journalisten bekamen Wind von der Sache und bald trat die Obrigkeit auf den Plan. – Heute sind die Grotten eine beliebte Touristenattraktion die jedermann für 8 € besichtigen kann. Ein Wächter achtet darauf, dass niemand dort badet und ein Geländer verhindert, dass jemand reinfällt in den See. Elektrisches Licht, indirekt und dezent erlaubt den ganztäglichen Besuch. Und am letzten See dem Vierten ist ein starkes Gitter angebracht. Warum fragt ihr? Ja die Sensation ist schon wieder halb vergessen, steht nur noch im Reiseführer. Damals, lange vor der Entdeckung des Geheimnisses durch die Öffentlichkeit hatten Carlos und Marcia auch schon das kleine, schwache Licht am Ende der Vierten Grotte gesehen und den kaum schulterbreiten Gang mit dem sanft abströmenden Wasser entdeckt. Zweimal war Carlos ein Stück weit entlang getaucht aber er befürchtete weggetrieben zu werden. Er war kein guter Taucher, war nicht neugierig genug vielleicht und vielleicht auch zu dick und zu verliebt. So hat er überlebt. Man fand dort nämlich noch eine 5. Grotte. Nach fast 20 Metern durch den nur schulterbreiten Gang abwärts im sanft strömenden Wasser öffnete sich die letzte, vielleicht sogar die schönste der Grotten. Und dort lagen die sieben Unglücklichen die sich im Laufe der Zeiten durch den Lichtpunkt gelockt in den Kanal gewagt hatten. Alle lagen wie hingebettet mit dem Kopf in die gleiche Richtung am Strand des wunderschönen Sees, ein Spiel der Strömung. Unerreichbar, direkt über ihnen die Felsspalte, das einzige „Fenster“ der Höhle. Sie alle wurden hier gefangen denn gegen die, wenn auch nur sanfte Strömung war in dem engen Kanal kein Entkommen möglich. So verhungerten sie. Die Körper waren alle mehr oder weniger durch das Wasser und die Luft konserviert und erstaunlich gut erhalten. Drei waren Guanchen, Ureinwohner der Canaren, wie der Gentest ergab, die schon seit einigen hundert Jahren hier lagen. Zwei waren spanischer Abstammung, ein Mann und eine Frau, vielleicht sogar die Erbauer des Hauses. Sie hielten sich noch immer eng umschlungen. Vermutlich war zunächst nur einer der beiden hier hineingetrieben worden und der andere auf der Suche nach dem Vermissten später gefolgt. Einer war ein vor 30 Jahren bei der Jagd verschwundener Bauer aus der Nachbarschaft der wohl durch die Spalte gefallen sein musste und der letzte oder besser die Letzte war Clara, die Frau von Miguel, dem Vorbesitzer. Seit drei Jahren lag sie da, noch immer schön als schlafe sie nur und nur die Beine die im Wasser lagen hatten kleine graugelbe Runzeln angesetzt und niemand hätte gedacht, dass sie 85 Jahre alt gewesen sein musste. – Das Wasser wurde natürlich analysiert, enthielt aber nichts Auffälliges, was auf irgendeine lebensverlängernde Ingredienz hingewiesen hätte, außer vielleicht der hohe Radon-Gehalt, aber das ist wissenschaftlich nie bewiesen worden. – Carlos und Marcia haben das Haus schon bald nach der Entdeckung des Geheimnisses verkauft, – nicht verschenkt und auch ohne irgendein Versprechen. Warum auch? – Der neue Besitzer musste den Durchgang zu den Grotten schließen, denn sie gehörten ja nicht zu seinem Grund und Boden. – Miguel konnte man bis jetzt nicht verständigen vom Tod seiner Frau und dem Ende seiner Suche, denn niemand hatte seine Adresse. Bis auf den unglücklichen Jägersmann der von seiner Familie beerdigt wurde, wurden alle gemeinsam in Masca unter großer öffentlicher Anteilnahme beerdigt. Dabei weinte ein etwa vierzigjähriger Fremde so hemmungslos, dass ihn ein Reporter von Canal-Plus fragte ob er ein Sohn oder Enkel der Verstorbenen sei. Aber mit der Antwort:“Nein, wir hatten keine Kinder“ wusste er nichts anzufangen. – Carlos und Marcia lebten noch viele Jahre in Tarragona und sie sahen bis ins hohe Alter immer sehr viel jünger aus als sie wirklich waren.

Teneriffa 23. 10. bis 8. 11. 2004